Die Welt der Hörakustik steht vor einer datengetriebenen Revolution, die das Potenzial hat, die Art und Weise, wie wir Hörgeräte anpassen und nutzen, grundlegend zu verändern. Der EUHA-Kongress hat diesbezüglich wertvolle Einblicke geliefert, die die Bedeutung von Big Data in unserer Branche unterstreichen.

Der Vorteil von Big Data
Große Datenmengen bieten eine Fülle von Informationen, die es uns ermöglichen, Muster und Trends bei der Anpassung und Nutzung von Hörsystemen zu erkennen. Durch die Analyse großer Datenmengen können wir besser verstehen, wie verschiedene Kundengruppen Hörgeräte nutzen und welche Anpassungen am effektivsten sind. Dies führt zu einer verbesserten personalisierten Versorgung und zu optimierten Patientenergebnissen.

Die Rolle von Big Data in der Hörakustik ist vielschichtig. Zum einen können wir durch Predictive Analytics die Entwicklung innovativer Lösungen vorantreiben. Andererseits können wir durch die Analyse von Nutzungsdaten Effizienzsteigerungen und Kosteneinsparungen erzielen. Dies führt zu einer verbesserten Patientenversorgung, da wir unsere Leistungen noch stärker auf die individuellen Bedürfnisse unserer Kunden ausrichten können.

Das auf der Euha vorgestellte Verbesserungsprogramm Phonak Target ist ein Beispiel dafür, wie Big Data die Hörakustik revolutionieren kann. Daten aus über 277.000 Anpassdateien von Marvel-, Paradise- und Lumity-Hörsystemen, die zwischen August 2018 und Mai 2023 auf einen sicheren Server gestreamt wurden, gaben demnach wertvolle Einblicke in die Anpass- und Nutzungspraktiken. Diese Datenpakete enthalten Informationen zu Client Fitting Logs und Workstation Fitting Logs, die als anonymisierte Daten auf einem zentralen Server gespeichert werden.

Demografische Trends und Anpassungsstrategien
Interessanterweise zeigt die Analyse, dass das Alter der Hörgeschädigten abnimmt, wobei 12 % der Erwachsenen unter 60 Jahre alt sind. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, Anpassungsstrategien zu entwickeln, die auf jüngere Nutzer zugeschnitten sind. Die Daten zeigen auch, dass RICs (Receiver-in-Canal) die am häufigsten angepassten Geräte sind und dass die meisten Erwachsenen mit leichtem bis mittlerem Hörverlust mit den höheren Leistungsstufen angepasst werden.

Optimierung der Arbeitsabläufe
Big Data kann wie in anderen Branchen auch in der Hörakustik helfen, den Arbeitsablauf durch Algorithmen, wie zum Beispiel APD (Adaptive Phonak Digital), zu optimieren. So stellte Phonak fest, dass das Modell Lumity im Vergleich zu Paradise 10 Prozent weniger Anpasssitzungen benötigt, was die Effizienz steigert. Gleichzeitig wurden neue Funktionen wie die Phonak SmartSpeech Technology eingeführt, um das Nutzererlebnis weiter zu verbessern.

Nutzungsdaten und Rücklaufquoten
Die Analyse der Nutzungsdaten gibt Aufschluss darüber, in welchen Umgebungen die Kundinnen und Kunden ihre Hörgeräte am häufigsten einsetzen und welche Funktionen sie bevorzugen. Die Auswertung der Tragedauer und des wahrgenommenen Nutzens zeigt, dass Hörgeräte der Premiumklasse täglich länger getragen werden. Dementsprechend gibt es auch einen Zusammenhang zwischen der Tragezeit und der Rückgabequote: So gibt es bei Lumity-Modellen 20 Prozent weniger Retouren als bei Audéo Marvel.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Big Data in der Hörakustik das Potenzial hat, die Diagnose und die individuelle Versorgung zu verbessern und damit das Ergebnis für den Patienten zu optimieren. Die Hörakustik steht am Beginn einer neuen Ära der Gesundheitsversorgung, die das Leben der Menschen verändern und die Effizienz auf ein nie dagewesenes Niveau heben wird. Obwohl die Daten derzeit anonymisiert sind, könnte sich dies in Zukunft ändern und zu noch präziseren Anpassungen und Versorgungsstrategien führen.

 

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

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