Ein intelligenter Sensor, der sich automatisch an die jeweilige Hörsituation und den individuellen Hörverlust des Benutzers anpasst, soll in Zukunft die Akzeptanz von Hörhilfen in der Bevölkerung erhöhen und die Versorgung schwerhöriger Menschen verbessern. Für das auf fünf Jahre angelegte Forschungsverbundprojekt unter der Leitung der Technischen Universität Ilmenau sollen über fünf Millionen Euro Fördergelder fließen.
In dem Forschungsprojekt NeuroSensEar („Neuromorphe akustische Sensorik für leistungsfähige Hörgeräte von morgen“) geht es darum, Prinzipien biologischer Informationsverarbeitung in die Hörgerätetechnologie zu integrieren und interaktive Ausgaben für ein besseres Hörverständnis zu untersuchen, sodass Personen mit Hörbeeinträchtigung ihre Fähigkeit zur Hörwahrnehmung weitgehend zurückerlangen. Kernstück ist die Entwicklung eines intelligenten Sensors, der sich automatisch an die jeweilige Hörsituation und den individuellen Hörverlust des Benutzers eines Hörgeräts anpasst. Dazu soll der Sensor eine Steuerung erhalten, die in Echtzeit auf wechselnde akustische Szenarien im Umfeld des Benutzers reagiert und lebenslang neue Hörszenarien dazulernt.
Den Cocktail-Party-Effekt verhindern
Diese lebenslange Lernfähigkeit soll es dem Sensor immer besser ermöglichen, sich auf die wichtigen Signale wie zum Beispiel Sprache zu konzentrieren und aus einer größeren Geräuschkulisse herauszufiltern. Diese würden mit einer höheren Verstärkung und Empfindlichkeit aufgenommen, während Hintergrundgeräusche gedämpft würden. Weil der Sensor mehr Rechenleistung bei geringerem Energieverbrauch liefert, würden Hörgeräte damit leistungsfähiger und zugleich effizienter. Auch die Anpassung an den individuellen Bedarf soll weniger Zeit in Anspruch nehmen.
Das menschliche Gehör als Vorbild
Bei der Entwicklung des Sensors haben sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die biologische Informationsverarbeitung des menschlichen Gehörs zum Vorbild genommen. Vor allem die starke Anpassungsfähigkeit der Sensorik, die in den Sensor integrierte Signalverarbeitung und die enge Verknüpfung zwischen Sensor und Schallverarbeitung lehnen sich demnach an die Fähigkeiten des menschlichen Gehörs an. Die neue Technik ist zudem nicht auf den Einsatz in Hörgeräten beschränkt, sondern soll auch in Hearables, Kopfhörern und Cochlea Implantaten zum Einsatz kommen.
Gefördert wird das fünfjährige Forschungsprojekt, an dem neben der TU Ilmenau die Friedrich-Schiller-Universität Jena, das Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie IDMT und das IMMS Institut für Mikroelektronik- und Mechatronik-Systeme beteiligt sind, von der Carl-Zeiss-Stiftung.